Ostfildern, 19.05.2022

Susanne Kunschert: Geschäftsjahr 2021 und Ausblick 2022

(Es gilt das gesprochene Wort)

Die letzten Jahre haben es keinem von uns leicht gemacht und auch alle Pilz-Mitarbeiter, weltweit jeden Tag neu gefordert. Doch das Ergebnis für 2021 ist eine schöne Bestätigung, dass sich die Mühen lohnen. Wir haben gemeinsam Kurs gehalten, unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weltweit waren unermüdlich, und haben flexibel auf Änderungen reagiert. Dafür sind mein Bruder und ich sehr dankbar. Wir sind weiter zuversichtlich und sicher, dass wir aus dieser Zeit gestärkt hervorgehen.

Das Geschäftsjahr 2021 ist für Pilz ein Rekordjahr. Mit einem Umsatz von 348,4 Mio. Euro und damit einem Umsatzwachstum von 21,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr erreichen wir einen neuen Umsatzrekord in unserer Unternehmensgeschichte. Trotz den vor allem seit Sommer spürbaren Lieferengpässen bei Material und Frachtkapazitäten konnten unsere Mitarbeiter die Versorgung aller Produktionsstandorte mit Bauteilen sichern und mit 2,4 Mio. Geräten so viel produzieren wie nie zuvor. 

Diese Leistung unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist vor dem Hintergrund der anhaltenden Probleme auf den Beschaffungsmärkten umso stärker zu würdigen: Seit 2020 erleben wir eine Störung der Lieferketten in einem Ausmaß wie nie zuvor. Ein Grund, warum wir die Herausforderung gut meistern konnten, ist die Vernetzung unserer Fertigungsstandorte in Ostfildern, Jintan (China) und Betschdorf (Frankreich) und die Standardisierung der Abläufe dort. Das hat es uns ermöglicht, Produktionsverlagerungen flexibel vorzunehmen und so den Lieferschwierigkeiten entgegenzutreten. 

Der zweite Grund ist unsere Taskforce „Security of Supply“. Diese Task Force besteht aus Einkauf, Entwicklung, Produktionstechnik, Produktion und Vertrieb. So ist die Einkaufsabteilung in enger Abstimmung mit den Lieferanten, eskaliert Engpassartikel und baut zusätzliche Bezugsquellen auf. Die Entwicklung qualifiziert alternative Bauteile und Materialien, die Produktionstechnik steuert die Verwendung von (knappen) Bauteilen, die Produktion passt sehr flexibel ihre Abläufe an und arbeitet bei guter Verfügbarkeit von Bauteilen kurzfristig auch in zusätzlichen Schichten. Der Vertrieb hält den Kontakt zum Kunden und informiert über die aktuellen Entwicklungen. 
Zusagen von Lieferanten sind derzeit oft unverbindlich oder ändern sich kurzfristig. Bestellungen haben wir langfristig platziert, je nach Warengruppe unterschiedlich weit in die Zukunft. Bei besonders kritischen Komponenten bis zu 2 Jahren. 

Die Lieferfähigkeit hat oberste Priorität! Dafür geht Pilz auch unkonventionelle Wege. Um beispielsweise einen Engpass bei grünem Kunststoffgranulat zu überwinden, liefert Pilz Sicherheitsrelais seit Mitte September 2021 mit transparentem Kunststoffgehäuse aus – ohne technische Einschränkungen für die Kunden. Die Änderung der Gehäuse wurde in Rekordzeit und enger Abstimmung mit den zuständigen Prüfstellen TÜV, UL, CQC, Kosha und EAC durchgeführt. 
Alle Maßnahmen konnten jedoch nicht verhindern, dass es auch bei Pilz zu sogenannten Abrissen in der Produktion gekommen ist. In diesen Fällen wurden die betroffenen Kunden sofort informiert und gemeinsam Alternativen entwickelt.

Wachstum in allen Bereichen und Regionen
Pilz ist Komplettanbieter für die sichere Automation. Mit unseren Automatisierungslösungen machen wir die Welt jeden Tag digitaler, vernetzter, flexibler, effizienter, sicherer und mehr secure.
Unser Portfolio umfasst die Sensorik, Steuerungs- und Antriebstechnik – inklusive Systeme für die industrielle Kommunikation, Diagnose- und Visualisierung. Ein internationales Dienstleistungsangebot mit Beratung, Engineering und Schulungen rundet das Portfolio ab. 

Bei den Produkten verteilen sich die Umsatz-Zuwächse in 2021 nahezu gleich auf die einzelnen Produktbereiche. Das ist besonders erfreulich, da es zeigt, dass wir ein ausgewogenes Produktportfolio besitzen. Wir freuen uns über die gelungene Markteinführung unseres neuen modularen Sicherheitsschaltgeräts myPNOZ für die sichere Überwachung von Funktionen wie Not-Halt oder Schutztür. Es bietet unseren Kunden dank des neuartigen myPNOZ Creator einen einzigartigen, digitalen Bestellproprozess für Sicherheit in Losgröße 1. Damit ist unserem Produktmanagement- und Entwicklungsteam eine echte Innovation gelungen. Die Vorteile durch einfache Handhabung und modularen Aufbau kommen sehr gut an und die Zuwächse bei den Verkaufszahlen in den letzten Monaten liegen nochmals über denen der übrigen Produkte. Die Dienstleistungen haben ebenfalls im selben Maße zugelegt. Wir bieten umfassende und auf individuellen Anforderungen jedes Unternehmens abgestimmte Sicherheitsdienstleistungen entlang des gesamten Maschinenlebenszyklus. So gewährleisten wir weltweit die Konformität mit behördlichen lokalen Anforderungen wie z. B. CE-Kennzeichnung in Europa oder OSHA in den USA.

Pilz ist ein international aufgestelltes Unternehmen. Das belegt der im Vergleich zum Vorjahr unveränderte, hohe Exportanteil von 75,2 Prozent.  Bei den Regionen konnten wir einen besonders hohen Zuwachs in der Region Asien-Pazifik verzeichnen. Betrachtet man die gesamte Pilz Gruppe, dann zählen China, Korea und Japan zu den Ländern mit den größten Umsatzsteigerungen. Der Trend zur sicheren Automation aus den letzten Jahren hat sich fortgesetzt. Unsere Lösungen kommen in Asien zum Beispiel bei der Herstellung von Batterien zum Einsatz. Mit dem Trend zu E-Mobilität im Straßenverkehr wurden neue Produktionskapazitäten geschaffen. Die Sicherheitsanforderungen in diesem Bereich können wir sehr gut mit unserer Erfahrung und unseren Automatisierungslösungen erfüllen. Mit dieser Expertise wollen wir auch europäische Batterie-Hersteller unterstützen. Die Intralogistik ist ein weiterer aufstrebender Sektor nicht nur in Asien. Auch hier spielt die Sicherheit eine zentrale Rolle. Zu unserem Angebot für die Intralogistik werde ich später mehr berichten.

Europa verzeichnete trotz der angespannten Liefersituation ebenfalls ein zweistelliges Umsatzwachstum und beendete das Jahr 2021 mit einem Rekordwert beim Auftragseingang. Die Bereitschaft zu Investitionen ist deutlich spürbar. Aufgrund des Corona Lockdowns haben unsere Mitarbeiter dort das Online-Schulungsangebot ausgeweitet. So können jetzt auch Schulungen zur Maschinensicherheit online angeboten werden. Der Produktbereich, der im Jahr 2021 in Europa am schnellsten wuchs, war der der Sensoren. Mit dieser Produktfamilie gewinnt Pilz in der Region weitere Marktanteile. Insbesondere bei Lichtgittern, die den größten Markt für Sicherheitskomponenten darstellen. Besonders im Bereich der Anlagen und Sondermaschinen verzeichnet die Region einen hohen Bedarf an Sicherheitslösungen, vor allem in der Automobilindustrie, dem Bereich der Bahntechnik und der Halbleiterindustrie. 

Die Region Americas ist sehr heterogen strukturiert. Während in Nordamerika Maschinenbauer und Distributoren unsere Geschäftspartner sind, gehören in Mittel- und Südamerika viele Anwender zu unseren Kunden. Pilz profitierte in allen Märkten von der steigenden Nachfrage nach Konsumgütern wie Nahrungs- und Genussmittel oder Hygieneartikel. 

Wir unterstützen sowohl beim Aufbau neuer Fertigungskapazitäten als auch beim Retrofit, bei dem bestehende Anlagen wieder auf den aktuellen technischen Stand gebracht werden. Sehr erfreulich ist, dass wir in Nordamerika auch im letzten Jahr unsere Marktanteile bei Sensorik und Steuerungstechnik (inkl. Schaltgeräte) weiter steigern konnten. In Mittel- und Südamerika sind wir mit unserem Dienstleistungsangebot gefragter Partner großer, internationaler Konsumgüterhersteller. Die Fähigkeit Dienstleistungen weltweit in derselben Qualität zu erbringen, führt nicht selten zu Folgeprojekten an anderen Standorten auf der Welt.

Bereich Human Resources: Mitarbeiteraufbau für 2022 geplant
Die Mitarbeiterzahl der Pilz Gruppe ist mit 2.335 (zum 31.12.2021) gegenüber 2.366 im Vorjahr um 1,3 Prozent gesunken. Mit 42 Tochtergesellschaften und Niederlassungen schafft Pilz weltweit Sicherheit für Mensch, Maschine und Umwelt. Einige von ihnen feiern in 2022 beeindruckende Jubiläen. So wird unsere Tochtergesellschaft in England bereits 35 Jahre, Spanien feiert 30-jähriges Bestehen, Japan und Skandinavien 25-Jähriges.  

Auch in Deutschland ist die Mitarbeiterzahl nur leicht zurückgegangen: Von 1.012 im Jahr 2020 auf 993 im Jahr 2021 (-1,9 Prozent). Betriebsbedingte Kündigungen im Zuge der Krisen haben wir weiterhin vermeiden können. Für dieses Jahr planen wir, wieder zusätzliche Mitarbeiter einzustellen. 

Pilz setzte auch in Krisenjahren seine umfangreichen und intensiven Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten fort und baut damit seine technische Führungsrolle aus. Das lässt sich auch anhand der Beschäftigtenzahlen belegen: Im Bereich der Forschung und Entwicklung arbeiteten zum Jahresende weltweit knapp 21 Prozent der Gesamtbelegschaft.

Bei Pilz wollen wir langfristig zusammenarbeiten – nicht nur mit unseren Kunden und Geschäftspartnern, sondern vor allem auch mit unseren Mitarbeitern. Der Beleg für die enge Mitarbeiterbindung bei Pilz ist die lange Betriebszugehörigkeit. In Deutschland beispielsweise liegt sie im Durchschnitt bei 14 Jahren. Wenn man dabei unser starkes Mitarbeiterwachstum in den Jahren vor 2019 (und damit die relativ hohe Zahl von Mitarbeitern, die erst kurz bei Pilz sind) berücksichtigt, ist diese Zahl noch bemerkenswerter. 

Einige Mitarbeiter möchte ich an dieser Stelle besonders hervorheben: 10 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter feiern am Stammsitz in Ostfildern in diesem Jahr, über 40 Jahre „Pilzler“ zu sein. Steve Farrow, Geschäftsführer unserer Tochtergesellschaft in Großbritannien feiert sein 30-jähriges Jubiläum bei Pilz, Allan Paulsen, Geschäftsführer Pilz Scandinavia sein 25-jähriges und David Machanek, Geschäftsführer unserer österreichischen Tochtergesellschaft 20-jähriges Jubiläum. Jeder dieser Jubilare wirkte mit seinem Tun und seinen Stärken bei der Entwicklung von Pilz zum heutigen international agierenden Familienunternehmen mit. 

Von den „Langgedienten“ nun zum Pilz Nachwuchs: An der unternehmenseigenen beruflichen Ausbildung halten wir bei Pilz unvermindert fest. Acht Auszubildende sowie sechs Studierende der Dualen Hochschule Baden-Württemberg sind am Stammsitz 2021 neu gestartet. Damit lernen zum Stichtag 31.12.2021 46 Auszubildende und Studierende bei Pilz. Diese werden sich in diesem Jahr im besonderen Maße freuen, denn sofern es die weitere Corona-Entwicklung zulässt, werden sie wieder in Auslandseinsätze entsandt. 

Die Coronapandemie zeigt an anderer Stelle jedoch weiter ihre Auswirkungen. Der Bewerbermarkt ist aktuell sehr angespannt, sowohl für Festanstellungen als auch für die Ausbildungsstellen. 

Ausblick für 2022
Pilz rechnet auch 2022 mit einem herausfordernden Jahr. Zwar ist der Auftragseingang bislang weiter auf Rekordniveau, dennoch bleibt die Beschaffung von elektronischen Bauteilen, Metallen und Kunststoffgranulaten eine Herausforderung. Vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs sind weitere Kostensteigerungen bei Rohstoffen und Materialaufwand zu erwarten. 
Das Pilz-Team steht weltweit weiter eng zusammen und wir wollen weiter füreinander und miteinander für unsere Kunden arbeiten. Die guten Beziehungen zu unseren Kunden und Geschäftspartnern geben uns dabei zusätzlich Kraft. Wir schauen voll Vertrauen in die Zukunft.

Susanne Kunschert, geschäftsführende Gesellschafterin (Foto: © Pilz GmbH & Co. KG)
Susanne Kunschert, geschäftsführende Gesellschafterin (Foto: © Pilz GmbH & Co. KG)

Susanne Kunschert, geschäftsführende Gesellschafterin (Foto: © Pilz GmbH & Co. KG)

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